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Afrika Erfahrungsberichte Kenia

Erfahrungsbericht Mombasa, Kenia Ende 30. Oktober 2023 bis Anfang 08. Dezember 2023 von Florian und Florus (Dem besseren Verständnis und der Lesbarkeit halber ist folgender Bericht aus Florus Perspektive geschrieben, er ist jedoch in Zusammenarbeit entstanden.) Durch unsere Ausbildung hatten wir die Möglichkeit, ein Praktikum im interkulturellen pädagogischen Bereich zu absolvieren. So entschieden wir uns […]

Erfahrungsbericht Mombasa, Kenia Ende 30. Oktober 2023 bis Anfang 08. Dezember 2023 von Florian und Florus

(Dem besseren Verständnis und der Lesbarkeit halber ist folgender Bericht aus Florus Perspektive geschrieben, er ist jedoch in Zusammenarbeit entstanden.)

Durch unsere Ausbildung hatten wir die Möglichkeit, ein Praktikum im interkulturellen pädagogischen Bereich zu absolvieren. So entschieden wir uns für das Ausland und stoßen durch die Beratung von Vividus auf Kenia (Mombasa). Da ich (Florus) bereits zwei Urlaube in Afrika verbracht hatte, konnte ich mir das Leben dort schon etwas vorstellen, aber ich war auf die Länge des Aufenthalts gespannt und freuten uns darauf, das Alltagsleben dort kennenzulernen. Wir bereiteten Mitbringsel für die Kinder und die Lehrer vor, beantragten alle Reiseunterlagen. Ich hatte einige Bedenken wegen meiner Englischkenntnisse, da sie nicht die besten waren, während Florian bezüglich der Dauer des Aufenthalts und der Entfernung zu unserer Heimat noch etwas unsicher war.

Der Flug nach Kenia verlief einwandfrei und Beth holte uns am Flughafen von Mombasa ab. Wir wurden mit gutem Essen in unserer Unterkunft bei Fionah (unserer Gastgeberin und Anleiterin in der Schule) empfangen und konnten unsere Zimmer beziehen. Da wir aufgrund der vorangehenden Herbstferien in Hessen die Möglichkeit hatten, bereits fünf Tage vor Beginn des Praktikums anzureisen, konnten wir ganz entspannt in das kenianische Leben starten. Wir fuhren in der Zeit in eine Mall und kauften uns SIM-Karten für Internet und Telefon. Uns wurde die Mall gezeigt, damit wir später eigenständig mit einem Tuk-Tuk-Taxi dorthin fahren konnten, falls wir etwas benötigten. Dort gab es große Geschäfte, wo wir im Laufe unseres Aufenthalts des Öfteren einkauften.

Fionah kochte für uns die meiste Zeit über abends (teilweise auch mittags), sodass wir einen guten Einblick in die kenianische Küche bekamen. Eine neue Erfahrung für uns war es, die Wäsche ohne Waschmaschine mit der Hand zu waschen, was uns die privilegierte Situation in Deutschland besonders verdeutlichte.

In unserer ersten Woche in unserer Praktikumsstelle versuchten wir, uns auf die Namen der Kinder und ihre individuelle Förderung zu fokussieren. Dies funktionierte sehr gut, aber das Lernen der Namen fiel uns schwerer als gedacht. Wir boten den gesamten Praktikumszeitraum über fast täglich kreative Angebote an und unterrichteten Englisch und Mathematik für die erste und zweite Klasse, als auch für die Vorschulklasse der Schule. Wir halfen bei der Umsetzung jedes Unterrichtsfachs und unterstützten jedes Kind individuell. Außerdem erstellten wir für jedes Kind handschriftlich eigene, an das jeweilige Entwicklungslevel angepasste Aufgabenzettel. Des Weiteren leiteten wir des Öfteren Spiel- und Musik-Angebote an und führten diese gemeinsam durch. Wir lernten etwas Suaheli mit den Kindern und bekamen einen guten Einblick in den Unterrichtsalltag der kenianischen Schule und ihr Bildungssystem.

Nach 3 Wochen begann sich die Regenzeit besonders stark zu zeigen, sodass es vermehrt nachts regnete, was uns aber nicht besonders störte. Doch in der Nacht auf den 17. November hatte es so stark geregnet, dass wir morgens aus dem Bett aufwachten und knöcheltief im Wasser standen. Das Wasser stieg immer weiter, aber wir befürchteten anfangs nichts, da Fiona gelassen und ruhig wirkte. Trotzdem packten wir schonmal die nötigsten privaten Sachen in unsere Koffer. Als der Wasserstand aber unsere Holzbetten zum Schwimmen brachte, wurden wir deutlich aufgeregter, sodass wir alle Sachen packten und uns darum kümmerten, dass unsere Koffer trocken blieben. Wir stellten diese auf die schwimmende Möbel und warteten ab.

Fiona und Beth organisierten uns einen Fahrer, welcher uns abholen sollte, aber auch dieser steckte fest und brauchte demnach sehr lange, bis er zu uns fahren konnte. Mittlerweile stand uns das Wasser knapp bis zur Hüfte und der Strom war aus, weshalb es im Haus sehr dunkel war.

Ich öffnete schon einmal die Türen, um uns den Weg freizumachen. Gegen Mittag wurden wir vom organisierten Fahrer „gerettet“ und hatten außerdem alle Koffer und Taschen ca. 60 Meter durch hüfthohes Wasser getragen.

Wir wurden in ein nahegelegenes Hotel gebracht und konnten uns über das Wochenende erst einmal ausruhen und von dem Schock erholen.

In der darauffolgenden Woche konnten wir zum Ende wieder in die Schule gehen und mit den Kindern mithilfe der Durchführung weiterer Lernarrangements Bildungs- und Erziehungsarbeit leisten. Die Flut war ein großes Thema, da so etwas auch in dieser Region bisher noch nie vorgekommen war und einige Kinder traumatisierte.

Glücklicherweise konnten wir anschließend weitestgehend problemlos unsere Arbeit in der Schule aufnehmen, konnten Gelerntes anwenden und neues dazulernen. Meine Englischkenntnisse wurden immer besser und mit den Kindern konnten wir ein paar Wörter auf Suaheli austauschen. Auch Florian gewöhnte sich immer mehr an die neue Umgebung und die damit verbundenen zu Deutschland verschiedenen Gegebenheiten.

Die Arbeit mit den Kindern hat uns sehr erfüllt und uns sehr viel Spaß und Freude bereitet. Es war großartig, den Kindern Wissen zu vermitteln oder gemeinsam etwas zu gestalten, was sie noch nicht (so oft) gesehen hatten. Die Arbeit mit den Kindern sowie das Zusammenleben mit den Einheimischen und unseren Ansprechpartnern vor Ort verlief sehr gut und jeder war respektvoll und hilfsbereit.

Wir machten in der Zeit vor dem Praktikum und an den Wochenenden viele Ausflüge, bei denen wir Stadt, Land und Kultur kennenlernten, was häufig sehr aufregend, teilweise gar atemberaubend war. So machten wir einen dreitägigen Ausflug in den Tsavo-Nationalpark, welcher aus einem Ost- und einem Westteil besteht. Am ersten Tag des Ausflugs wurden wir von unserem Fahrer Simon abgeholt, nach einer circa zweieinhalbstündigen Fahrt fuhren wir das erste Mal in den West-Teil des Nationalparks, welcher besonders für seine spektakulären Landschaften bekannt ist: Wüstenartige Wege reihen sich hier über felsige Ecken an grasgrüne Berge. Hier konnten wir außerdem bereits einige Elefanten und Giraffen sehen. In unserem Safari-Fahrzeug hatten wir die Möglichkeit, das Dach nach oben zu öffnen und im Stehen nach draußen zu schauen. Im Verlauf des Tages fuhren wir ebenso am Nashorn-Schutzgebiet vorbei, wo wir immerhin aus größerer Entfernung einen Blick auf das dort lebende, sehr scheue Nashorn erhaschen konnten. Am Abend begaben wir uns in die erste Safari-Lodge. Zu unserer Freude wurde beim Abend-Buffet eine Leoparden-Fütterung angekündigt. Nachdem wir bis spät abends dort saßen und immer noch kein Leopard in Sicht war, beschlossen wir, auf unser Zimmer zu gehen. Etwa zwanzig Minuten nachdem wir unser Zimmer aufgesucht hatten, klopfte es an unserer Tür: „Leopard!!!“ Zu unserem Glück informierte uns unser Safarifahrer, woraufhin wir in Windeseile die Treppen hinunter in den halboffenen Essenssaal liefen. Dort konnten wir beobachten, wir der Leopard seelenruhig den präparierten Fleischschenkel abnagte. Nach etwa 20 Minuten verschwand der Leopard wieder im dunklen Gestrüpp und wir gingen zu Bett.

Am nächsten Morgen fuhren wir mit Simon nach dem Frühstück durch den West-Teil in den Ost-Teil des Parks, welcher besonders artenreich sein sollte. So sahen wir unzählige Zebras, Elefanten (samt ihren Kälbern), welche teilweise so ruhig in der Nähe unseres Autos stehen blieben, als würden sie nur darauf warten, fotografiert zu werden. Nachdem wir in der nächsten Lodge eine Pause einlegten, um uns etwas auszuruhen und zu Mittag zu essen, brachen wir erneut auf: Schließlich hatten wir noch keine Löwen gesehen! Doch die Bedingungen waren denkbar schlecht, zwischenzeitlich hatte es begonnen, wie aus Eimern zu schütten, sodass wir sehr starke Zweifel daran hatten, überhaupt noch einen Löwen zu sehen. Nachdem wir – mittlerweile bei heruntergelassenem Dach – etwa eine halbe Stunde durch den Park fuhren, bekam Simon die Mitteilung eines anderen Safari-Fahrers über sein Funkgerät. Auch wenn wir den konkreten Inhalt nicht verstehen konnten – die beiden unterhielten sich auf Suaheli – erkannten wir anhand der Tonlage von Simon, dass es sich um etwas von Bedeutung handeln musste. Ruckartig wendete Simon und trat kräftig auf das Gaspedal. Obwohl wir alle natürlich hofften, das letzte Mitglied der Big Five noch zu Gesicht bekommen zu können, rechnete wohl keiner von uns mit dem, was sich uns noch bieten sollte. Nach fünf Minuten Fahrtzeit reihten Simon sich in eine Schlange von Autos ein. Wir streckten unserer Köpfe aus dem Dach – und konnten unseren Augen kaum trauen: Mitten im strömenden Regen lag am Rande des Weges eine Herde von sage und schreibe 14(!) Löwen im Gras. Selbst Simon, der diese Tour schon viele, viele Male durchgeführt hatte, war äußerst verwundert und teilte uns mit, dass dies alles andere als gewöhnlich war, besonders bei diesen Wetterverhältnissen. Nachdem wir noch einige Zeit bei den Löwen verweilten, fuhren wir zurück zur Lodge. Am nächsten Morgen brachen wir in Richtung des Parkausgangs auf. Als wir mit nichts außergewöhnlichem mehr rechneten, fuhr Simon in langsamem Tempo an eine Art Bremsschwelle heran, welche mit einem breiten Rohr ausgehüllt war. Schnell wurde uns klar, warum Simon hier hielt. Am Rande des Rohrs versteckte sich eine Löwenmutter mit zwei Jungen, die scheinbar in Sorge um ihre Kinder unser Auto kaum aus den Augen ließ. Nach weiteren unzähligen Fotos von den Kätzchen verließen wir mit dem Safari-Auto den Park. Für uns alle ist mit diesem Ausflug ein wahrer Traum in Erfüllung gegangen, und wir sind dankbar dafür, dass wir diese Möglichkeit nutzen konnten.

Von Tsavo aus machten wir anschließend noch einen kleinen Besuch in einem Dorf der Massai. Diese stellen eine der bekanntesten Volksgruppen Ostafrikas dar. Gegen eine kleine Gebühr zeigte uns einer der Einwohner des Dorfes die einzelnen Lehmhütten, in denen die Massais lebten, kochten und schliefen. Außerdem zeigten uns die Massais, wie sie Feuer machten und wo die Kinder unterrichtet wurden. Zu guter Letzt wurde uns der typische Volkstanz der Massai präsentiert, eine Art Volkstanz, bei dem einige von ihnen abwechselnd in die Luft sprangen und die anderen dies mit einer Art Kehlkopfgesang begleiteten. Diese Führung war für uns eine besonders interessante Erfahrung, durch die wir neue kulturelle Einblicke gewinnen konnten.

Außerdem besuchten wir verschiedene Inseln, wobei wir insgesamt zwei Schnorcheltouren machten und einmal sogar vom Boot aus Delfinen beobachten konnten. Ein anderes Mal besuchten wir das Nguuni Nature Sanctuary, ein Tierschutzgebiet, bei dem wir aus nächster Nähe Giraffen und einen Vogelstrauß sehen konnten, welche allesamt frei auf dem Gelände umherliefen. Des Weiteren gab es dort Schildkröten und Oryxantilopen zu sehen.

Ein anderes Mal fuhren wir mit unserem Safarifahrer Simon in die Innenstadt Mombasas, wo wir ebenfalls das Wahrzeichen Mombasas, die Elefantenstoßzähne betrachten und fotografieren konnten. Auf der Fahrt stieß ein von Simon organisierter Tour-Guide dazu, welcher uns unter anderem durch eine große Markthalle führte und uns später das sogenannte Fort Jesus zeigte und etwas darüber erzählte: Das Fort Jesus ist eine Festung, welche im Verlauf der Geschichte häufiger ihren Besitzer wechselte und früher anzeigte, wer zu der jeweiligen Zeit über Mombasa herrschte. So waren unter anderem Portugiesen und Araber bereits im Besitz dieser Festung und bauten sie im Laufe der Zeit immer weiter aus.

Außerdem machten wir an einem anderen Wochenende einen Ausflug nach Kilifi, wo wir einen Abend am Strand an einer von europäischen Einwanderern geführte Bar verbrachten, da diese an diesem Tag ihr vierjähriges Jubiläum feierte. Dort trafen wir unter anderem auch auf einige deutsche Touristen, was uns den Kontrast zu unserer Arbeit in der Schule und der umso mehr verdeutlichte.

Abschließend wollen wir festhalten, dass wir sehr dankbar darüber sind, dass wir dieses Praktikum machen durften und freuen uns sehr über die Erfahrungen und Eindrücke, die wir sammeln konnten. Die Arbeit in der Schule hat uns vor Augen geführt, wie unterschiedlich die Lebensrealität einiger Menschen in Afrika zu dem deutschen Lebensstandard ist. Das reicht vom fehlenden Drucker für das effiziente Unterrichten bis hin zu mangelnden Grundressourcen. So haben wir unter anderem erlebt, dass Kinder vor Hunger nicht am Unterricht teilnehmen konnten. Für viele von ihnen war die Mahlzeit, die es in der Schule dank Spenden gab, der Hauptgrund, den Schulweg überhaupt anzutreten. Das Alter der Kinder reichte in unserem „Arbeitsbereich“ von zweieinhalb bis 13 Jahren, viele von ihnen begleiteten ihre älteren Geschwister wegen des Essens in die Schule. So stellte das sogenannte „Multi-Teaching“ der verschiedenen Altersgruppen eine besonders große Herausforderung für uns dar.

Trotz der teilweise auch emotional sehr herausfordernden Verhältnisse waren wir besonders von der Herzlichkeit der Menschen, mit denen wir täglich zu tun hatten, begeistert. So war insbesondere die Dankbarkeit der Kinder zu spüren, die Spaß an fast jeder Aktivität/Unterrichtseinheit zu haben schienen.

Außerdem bauten wir zu unserem Tuk-Tuk-Fahrer, welcher uns täglich zur Schule brachte, ein sehr gutes Verhältnis auf, sodass wir ihn später auch zu unseren Ausflügen einluden, worüber er sich sehr freute. Auf den Fahrten erzählte er uns einige Geschichten und beantwortete unsere Fragen zu Religion (er ist Moslem), Kultur und Politik, was uns half, mehr über Land und Leute zu erfahren. Auch wenn der Aufenthalt in Mombasa viel zu unserer persönlichen Entwicklung beigetragen hatte, sind wir sicher, dass man sich vor dem Antritt darüber im Klaren sein sollte, auf was man sich einlässt: So waren insbesondere in der Schule die hygienischen Bedingungen sehr mangelhaft, was einige Personen vor größere Schwierigkeiten stellen könnte.

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