Erasmus Erfahrungsbericht: Sabeth in Finnland
08/2020 – 03/2021 Erasmus+ Praktikum in Finnland
Die Idee ins Ausland zu gehen, war irgendwann einfach da, ohne dass ich genau sagen kann, warum ich diesen Entschluss gefasst habe und ob es einen Auslöser oder Grund dafür gab. Der Gedanke ins Ausland zu wollen war da und je länger ich diesen Gedanken in meinem Kopf hatte, desto sicherer war ich mir.
Warum Finnland?
Vielleicht fing es damit an, dass meine Mama erwähnte, dass ich mein Anerkennungsjahr auch im Ausland machen könnte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich daran noch keinen Gedanken verschwendet, wie ich mein letztes Jahr der Ausbildung verbringen möchte und so war der plötzliche Gedanke, es in einem anderen Land zu machen, gar nicht so abwegig. Da ich es mir nicht vorstellen konnte in einem Land zu arbeiten, wo ich im Sommerurlaub am Strand liege und die Sonne genieße, habe ich beschlossen in ein nordisches Land zu gehen. Nicht nur aber wegen dem Wetter hat es mich in den Norden gezogen, sondern auch wegen dem Ruf der guten Pädagogik. Also habe ich mich auf die Suche nach deutschen Kindergärten in den Hauptstädten gemacht. In Helsinki, Finnland, habe ich dann schließlich eine Zusage bekommen und mein Anerkennungsjahr im Ausland stand fest.
Herausforderung Corona
Meine größte Unterstützung war meine Mama und der Rest meiner Familie, die mir den Rücken gestärkt und mich bei allem unterstützt haben. Vividus hat mir in meiner Zeit in und vor dem Ausland ebenfalls sehr geholfen und mich da unterstützt, wo sie es konnten. Mein größtes Problem war wohl die Corona-Situation, die einem das Fortgehen etwas erschwert aber nicht unmöglich gemacht hat. Allerdings hat mir meine damalige Schule das Auslandspraktikum nicht mehr erlauben wollen. Nachdem jeder Einspruch und Versuch die Schule zu überzeugen, mich diesen Schritt machen zulassen, fehlgeschlagen hatte, habe ich mich nach einer neuen Schule umgesehen. Und dank meiner Beharrlichkeit hat das tatsächlich auch geklappt und ich konnte mein Vorhaben umsetzen. Es war aber tatsächlich bis zum Abflug aufregend, ob ich einreisen kann und ob ich eventuell erstmal in Quarantäne muss. Erwähnenswert ist auch, dass Vividus auf alle Veränderungen wie Schulwechsel und notwendige Verkürzung des Aufenthaltes sehr flexibel und unterstützend reagiert hat.
Meine Unterkunft
Herausfordernd war auch die Wohnungssuche. Zwar hatte ich bereits etwas früher angefangen zu suchen, bin jedoch nicht sehr fündig geworden. Schließlich ging dann mein Flug nach Helsinki los und ich hatte nur eine Unterkunft für drei Tage und eine Anfrage für eine Wohnung abgeschickt. Aber wie es sein sollte, habe ich dann am zweiten Tag in Helsinki eine Zusage für die Wohnung bekommen. Das Leben in einer WG konnte starten! Da ich bereits früher angereist bin, hatte ich noch ein paar Tage Zeit mir alles genauer anzuschauen und vertraut mit der Stadt und dem Leben in einer WG zu werden, bevor ich in das Arbeitsleben eintauchte.
Start meines Anerkennungsjahres
Der Kindergarten in dem ich arbeitete war eine deutsche Einrichtung und die Kinder hatten Deutsch als Muttersprache. Viele der Kinder wachsen jedoch mehrsprachig auf und sprechen neben dem Deutschen auch noch Finnisch. Da in der Einrichtung so gut wie nur Deutsch gesprochen wurde, hatte ich keinerlei Probleme mit der Kommunikation. Ein paar andere Erzieher*innen die bereits mehrere Jahre in Finnland leben, sprechen zur Erleichterung mancher Kinder Finnisch. Ich hatte frühzeitig begonnen auch Finnisch zu lernen und habe in Helsinki auch einen Finnisch-Kurs belegt. Aber die Sprache ist sehr schwer, so dass ich froh war mit Deutsch und Englisch überall gut durchzukommen.
Mit meinen Arbeitskolleg*innen habe ich mich gut verstanden, da sie mich sehr offen und herzlich begrüßt und aufgenommen haben. Große Unterschiede zu den Einrichtungen, die aus Deutschland her kenne, gab es in der Arbeit mit den Kindern nicht. Jedoch ist mir aufgefallen, dass die Elternarbeit viel familiärer und freundlicher ist als in manchen Einrichtungen in Deutschland. Dies kann jedoch daran liegen, dass die Einrichtung recht klein ist.
Freizeit
Meine Wohnung hatte ich so gewählt, dass eine Metrostation fußläufig zu erreichen war. Dies war mir wichtig, so dass ich günstiger am Stadtrand leben konnte und dennoch in zwanzig Minuten das Stadtzentrum erreichen konnte. Die stadtnahen Wohnungen waren leider sehr teuer. Mit der Metro habe ich auf die Insel Lauttasaari, auf der der Kindergarten liegt, nur fünfundzwanzig Minuten gebraucht.
In meiner Freizeit habe ich viel Zeit im Stadtkern verbracht – am liebsten an der Oodie, eine der vielen Bibliotheken in Helsinki, oder im Esplanadi- Park, in dem im Sommer eine OpenAir Bühne genutzt wird, um verschiedene Bands musizieren zu lassen. Im Sommer bin ich noch viel mit dem Fahrrad gefahren, wofür sich die Stadt sehr gut eignet, da es fast überall Fahrradwege gibt und sogar eine Fahrrad-Autobahn.
Mitbewohner & neue Freunde
Da ich meine Mitbewohner nicht vorher kennen lernen konnte, wusste ich beim Unterschreiben des Vertrages nicht, mit wem ich mir die nächsten acht Monate eine Wohnung teilen werde. Glücklicherweise habe ich mich mit meinen Mitbewohnern ganz gut verstanden, jedoch haben sich daraus keine Freundschaften entwickeln können, da auch ein Altersunterschied vorhanden war. Da in Helsinki die Mieten sehr hoch sind, leben dort auch Berufstätige in WGs. Allerdings sind es meistens Zweckgemeinschaften und die Mitbewohner*innen werden nicht wie bei uns besonders ausgewählt. Der Vermieter vergibt die Zimmer und die dort bereits wohnen werden nicht in die Auswahl einbezogen. Eine gute Freundin habe ich aber glücklicherweise bei dem Vorbereitungsworkshop von Vividus gefunden, und mit ihr und ihrer WG habe ich vieles unternommen.
Da in Finnland die meisten Menschen Englisch sprechen ist die Sprachbarriere nicht sehr hoch, selbst Kinder im Grundschulalter sprechen bereits ein gutes Englisch. Mein Englisch habe ich durch den regelmäßigen Sprachgebrauch in meiner Freizeit verbessert, mein Finnisch jedoch habe ich selten genutzt und auch kaum benötigt. Da viele Finnen in der Schule die Möglichkeit haben Deutsch zu lernen, entstehen auch öfters Konversationen mit dem Satz, „Ihr sprecht Deutsch? Ich kann auch ein bisschen Deutsch sprechen.“
Mein Fazit
Mein Auslandsaufenthalt hat mir sehr gut gefallen und ich kann es jedem, der sich mit diesem Gedanken auseinandersetzt nur empfehlen. Es ist eine Möglichkeit sich selbst besser kennen zu lernen und weiter zu entwickeln. Das Erasmus+ Programm hat mir ermöglicht eine andere Kultur, ein anderes Land und neue Menschen kennenzulernen und dafür bin ich sehr dankbar! Ein Auslandaufenthalt ist aber natürlich nicht immer nur schön und toll und es sollte einem sehr wohl bewusst sein, was es bedeutet so weit weg von der Familie zu sein. Es bedeutet auch, dass man zu Beginn kein soziales Netz hat, welches einen unterstützt, und man sich dieses erst aufbauen und neue Menschen kennen lernen muss. Jedoch ist dies eine sehr wichtige Erfahrung die man in seinem Leben irgendwann meistern muss, warum dann nicht gleich im Ausland?
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