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Erfahrungsbericht: Meine Zeit in Portugal als frisch ausgebildete Tischlerin

Anfang Dezember 2023 zog ich nach Cascais, eine Küstenstadt in der Nähe von Lissabon, um in einer Werkstatt zu arbeiten, die Massivholzmöbel herstellt. Als ich ankam, wurde ich von warmem Regen, viel Sonnenschein, einer wunderschönen Landschaft und dem ständigen Blick auf den Ozean begrüßt. Ich fand schnell eine WG, nur zwei Minuten von der Küste und fünf Minuten von der bekannten Cascais-Zuglinie entfernt. Jeden Tag fuhr ich mit dieser zur Arbeit. Der Ozean, der sich jeden Tag je nach Wetter änderte, faszinierte mich immer wieder aufs Neue. Ich arbeitete für einen portugiesischen Tischler, der in einer großen Garage arbeitete und alles mit traditionellen Werkzeugen erledigte. Ich durfte eine Massivholzküche aus Fichte planen und bauen, eine alte Tür restaurieren und noch eine weitere Küche bauen. Mein Chef wollte mich nicht wirklich kennenlernen, aber ich hatte eine wunderbare portugiesische Kollegin. Wir unterhielten uns viel und aßen immer zusammen Mittag. Ich begann, „bom dia“ (Guten Morgen) am Anfang des Tages zu sagen und „até já“ (Bis gleich), wenn ich das Mittagessen holte.

Von den Werkstatt Fenstern konnte man den Nationalpark von Sintra sehen. Ich ging oft wandern und probierte auch das Surfen aus. Tagsüber war es relativ warm, aber zu Hause in meiner Wohnung war es manchmal schwer, mich in die kalte Luft zu überwinden, um zu duschen. Die Häuser sind hier nicht geheizt… Laufen zu gehen oder unter der Decke mit einer Wärmflasche zu liegen war die einzige Möglichkeit, meine kalten Hände und Beine wieder warm zu machen.

Ich befreundete mich mit ein paar Architekten von der Firma neben uns. Freitags nach der Arbeit backten wir Pizza zusammen in einem Holzofen am Ende des Gartens und tranken Wein. Wir fingen nie vor 10 Uhr an zu arbeiten, und die Mittagspause war eine lockere Stunde. Mein Chef verspätete sich oft, genauso wie alle anderen, die ich neu kennengelernt hatte. Eine halbe Stunde Verspätung war nicht ungewöhnlich. Zum Glück war ich nie eine besonders pünktliche Person. An den Wochenenden erkundete ich Lissabon und die kleinen Küstenstädte. Ich ging schwimmen im eiskalten Wasser mitten im Winter, und die Sonne trocknete mich. Das Gefühl war wie im Urlaub. Oft ging ich laufen, hörte das Rauschen der Wellen und atmete die salzige Luft ein.

Ich lernte ein wenig die alternative Szene von Lissabon kennen und traf Leute aus aller Welt. Das half zwar nicht, meine Portugiesischkenntnisse zu verbessern, also entschied ich mich für einen Portugiesischkurs. Freunde kamen mich besuchen, und ich verbrachte so viel Zeit in der Natur wie lange nicht mehr. Während meiner Ausbildung habe ich ständig gearbeitet oder Hausaufgaben gemacht und den Haushalt geführt. Hier fühlte ich mich wie im Langzeiturlaub und genoss die Zeit, die ich für alles hatte: kochen, laufen, klettern und tanzen gehen und Freunde treffen. Die Sonne schien immer, und wenn ich Videochats mit Freunden aus Deutschland hatte und der Hintergrund bei mir immer noch hell war, wusste ich genau, warum ich in diesem Jahr keine Winterdepression gehabt habe. Nach vier Monate wechselte ich die Werkstatt und arbeitete die nächsten vier Monate bei einem deutschen Botsbauer, Designer und Möbelbauer in der Nähe der Surfhauptstadt Ericeira. Diese Zeit war sehr arbeitsintensiv. Ich lernte viel über mich selbst und verbesserte, vertiefte meine Fähigkeiten und Techniken. Ich durfte an den wunderbarsten Möbelstücken mitbauen und lernte die Grundlagen eines CAD-Programms. Die Werkstatt hatte einen besonderen Platz in meinem Leben. Wir haben regelmäßig gemeinsam Mittagessen gekocht, zusammen nach der Arbeit die Sonnenuntergang genossen oder über das Leben gequatscht. Ich habe mich sehr wohl gefühlt.

 Das Programm kam zwar zu Ende, aber ich bin noch in Portugal. Ich versuche, eine ähnliche Werkstatt zu finden und hier noch eine Weile zu bleiben. Ich bin neugierig, was die Zukunft bringt!

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